20 Jahre koronare Herzsportgruppe
Ein Erfolg: 20 Jahre koronare Herzsportgruppe
Wenn der Dielenboden bebt im Saal „Zum Turm“
Siegburg. Die Koronare Herzsportgruppe, eingebettet im Braschosser Turnverein 1913, begeht das 20jährige Jubiläum am 24. Februar 2017. „Hör auf dein Herz“, sagen sich bei den wöchentlichen Übungsstunden sechzehn Männer und zwei charmante Frauen. Sie sind die wahrlich Aktiven, die ihr Herz in Schwung halten.
Auf Touren gebracht wird der Kreislauf dieses Personenkreises von Diplomsportwissenschaftler Axel Schmidt. Sein Sportprogramm umfasst neunzig Minuten, und es ist speziell auf die Belange von Herzpatienten ausgerichtet. „Hör auf dein Herz“, rufen die im Wechsel agierenden Mediziner, Dr. med. Galina Jedig und Dr. med. Walter Vogt, den Teilnehmern der koronaren Herzsportgruppe zu. Sie haben ein gezieltes Augenmerk auf die körperliche Gesamtsituation dieser Herzgruppen-Sportler. Und ganz wichtig ist: Ohne einen dieser Mediziner darf der Koronarsport nicht stattfinden. Eine koronare Herzsportgruppe hat zwanzig Teilnehmer als Höchstgrenze.
Der Start der Herzsportgruppe
Kommunikation war schon immer ein geflügeltes Wort. Auf dieser Basis trafen sich Dieter Eisener und Heinz Schiffgen im November 1996 im Cafè der Rehabilitationsklinik Bad Berleburg zu einem Kaffee. Die beiden Herzpatienten sondierten dabei die Möglichkeit, eventuell eine koronare Herzsportgruppe in Siegburg ins Leben zu rufen. Ein gedankliches Gerüst war es zunächst. Wieder zurück im Rhein-Sieg-Kreis, trafen sie Franz Böck, ebenfalls ein Herzpatient, der aber schon anderweitig im Braschosser TV 1913 engagiert war. Wie schon eingangs erwähnt: Kommunikation baute schon immer haltbare menschliche Brücken. Diese drei Herzpatienten einigte ein Ziel: Die Gründung einer koronaren Herzsportgruppe.
Die erste Informations-Veranstaltung fand am 13. Januar 1997 im Gasthaus „Zum Turm“ in Braschoß statt. Anwesend waren somit die Gründungsmitglieder Franz Böck, Hans Gerd Ottersbach, Heinz Schiffgen, Karl-Josef Schneider und Dieter Eisener. Die Gründer terminierten die erste Übungsstunde im Saal des Gasthauses „Zum Turm“ am 24. Februar 1997. Der ständig laufende Motor dieses Teams war und blieb Franz Böck. Er verstarb am 18. März 2016.
Die Übungsleiter:
Die erste Übungsleiterin war Gaby Strauch. Ihr folgten Birgit Lennertz, Olja Männer und Helga Müllenbach. Seit Juli 2008 ist Axel Schmidt aktiv.
Die Mediziner:
Medizinisch begleitet wurde die koronare Herzsportgruppe anfangs von Dr. med. Norbert Jahns. Ihm folgten ab April 1998 Dr. med. Walter Vogt.
Ab Juli 2002 Dr. med. Galina Jedig. Beide Mediziner wechselten sich ab.
Eine hilfreiche Unterstützung:
Eingebunden war diese koronare Herzsportgruppe von Anfang an in den sportlichen Komplex des Braschosser TV 1913. Unterstützt wurde die Herzsportgruppe u.a. durch den Kauf von zwei Defibrillatoren durch die Vereinsführung. Franz Böck hatte es sogar geschafft, Franz Huhn, den Bürgermeister der Stadt Siegburg, davon zu überzeugen, einen Defibrillator den Herzsportlern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Ein Bürgermeister mit Herz! Ein Herzens-Dank war ihm gewiss.
Ein Erlebnisbericht:
Montag. 18 Uhr. Den Saal im Gasthaus „Zum Turm“ verlassen gerade die kleinen Elfen, die von einer ausgebildeten Tänzerin und Ballettpädagogin unterrichtet worden sind. Die Herzsportler/innen breiten sich im Saal aus. Sammeln sich für den koronaren Herzsport. Die Medizinerin, von allen nur Galina genannt, prüft den Blutdruck bei jedem Teilnehmer. „Der Blutdruck ist 146“, verkündet Dr. Galina Jedig einem Teilnehmer. „140“, bei einer Sportlerin. „150“, bei einem anderen Herzsportler. Die Gruppe steht herum. Plaudert über Geschehnisse, die die Welt bewegen. Axel erscheint auf der Bildfläche. Er ist der Übungsleiter. Bewegung kommt in die koronare Gruppe. Gelbe Karten werden verteilt. Man trägt sich in eine Liste ein. Leistet eine Unterschrift auf einem anderen Blatt. Formalien müssen sein. Auch beim Sport. Axel, der Diplomsportwissenschaftler, trommelt akustisch die Herzsportler zusammen. Ruhe tritt ein. Axel gibt das Zeichen, den Puls zu fühlen. Es wird gezählt. Es ist ganz leise. „Mal sechs“, ruft Axel. Die Sportler gehen zu den gelben Karten. Verzeichnen das Ergebnis.
Drei, zwei, eins…
Nun beginnt das, was alle kennen. Kreislaufen. Hände hoch. Hände runter. Hopserlauf. Arme bewegen. Knie im Wechsel hoch. Hände hinter dem Rücken anschlagen. Geredet wird dennoch viel. Axel saust in den Nebenraum. Bringt Holzstäbe mit. Es geht los: Kraftübungen mit den Oberarmen. Partnerübungen. Ziehen, drücken, bewegen – der Stock muss viel aushalten. Schnelligkeitsübungen im Kreis mit dem Stock. Bleibt er stehen oder fällt er? Klappernde Geräusche sind zu hören. Gymnastikmatten kommen zum Einsatz. Jeder liegt mit dem Rücken auf einer Matte. Beine anziehen. Beine strecken. „Das ist für die Bauchmuskeln“, hört man Axel rufen. Nun liegen alle auf dem Bauch. Arme und Beine nach oben. Kreuz durchdrücken. Viele schwitzen erheblich. Einige rufen bereits: Drei, zwei, eins! Ballübungen folgen: Weißer Ball im Wechsel, mit namentlicher Vorstellung, wer ihn hat fliegen lassen. Medizinbälle katapultiert man durch den Saal. „Passt auf die Fensterscheiben auf“, signalisiert Axel den eifrigen Sportlern. Stimmung ist im Saal. Engagement beweisen die Herzsportler. Puls nehmen. Es stritt wieder Ruhe ein. „Mal 10“, so der Ausruf von Axel. Die gelben Karten erhalten wieder einen Eintrag.
Action pur
Es ist 19.05 Uhr. Laufzeit. Axel gibt zweimal sechs Minuten vor. Jeder läuft sein Tempo. Einige gehen spazieren, andere gehen schneller. Zwischendurch ein nettes Wort in Richtung der jungen Bedienung, die ab und zu etwas hinter dem Tresen mitnimmt. Einige laufen im Kreis. Action pur. Nach sechs Minuten folgt ein Richtungswechsel. Axel hat die Zeit mittels Handy gestoppt. Die Zeit ist rum. „Puls nehmen“. Ein Standardausruf von Axel. „Mal sechs“. Die gelben Karten erhalten einen weiteren Eintrag. Die Koronar-Sportler durchschreiten den Saal in allen Richtungen. Viele schwitzen. Andere trinken Wasser – Gerolsteiner?
Sie haben auf ihr Herz gehört
Franz, meistens jedenfalls, denn er hat ein Gardemaß, bringt die rote Leine an zwei Holzbalken an. Das bekannte Ballspiel ist angesagt. Zwei Mannschaften. Eine hier. Die andere gegenüber. Der weiße Ball, oft viel zu weich, wird ins andere Feld geschlagen. Dreimal sollte er in einem Feld hin und her fliegen. Dann rüber ins andere Feld. Er wird aufgefangen. Oft auch nicht. Manche sind erstaunt, wie schnell ein Ball fliegen kann. Axel zählt. „Wechsel“, bekundet Axel. Die vorderen Spieler auf einem Feld bewegen sich nach rechts. Die Spieler der hinteren Reihe steppen nach links. „Der Ball ist aus“, schreit jemand. „21 zu 10“, wird gerade gerufen. Noch fünf Minuten sind zu spielen. Abpfiff um 19.35 Uhr. Es wird abgeräumt. Die Teilnehmer der koronaren Herzsportgruppe haben etwas für ihre Gesundheit getan. Sie haben auf ihr Herz gehört.
Ein Damenteam betritt den Saal. Sie wollen mit ihrer Gymnastikstunde beginnen.
Michael Blesin
Zu den Personen:
Axel Schmidt, am 13. Dezember 1979 in Troisdorf geboren. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder. Wohnort: Troisdorf.
Abitur 1999. Von 2000 bis 2006 Studium der Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln. Studienschwerpunkt: Rehabilitation und Prävention. Vertiefung Sportrehabilitation und Innere Medizin.
Abschluss als Diplomsportwissenschaftler (Herzsporttherapeut) in 2006.
Arbeitet als Sporttherapeut bei PraeVita Rhein-Sieg.
Dr. med. Walter Vogt
Medizinstudium in Bonn an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Schwerpunkt während des Studiums: Herzerkrankungen.
Als Stabsarzt bei der Marine den Grundwehrdienst geleistet. Es folgte eine dreijährige Ausbildung zum Herzchirurgen an der Rheinisch-Westfälischen Hochschule (RWTH) Aachen, gefolgt von einem Einsatz als Kardiologe bis 1989. Es schloss sich eine weitere Verwendung als Herzspezialist in einem Krankenhaus in der belgischen Stadt Eupen bis 1991 an.
In Dortmund bis 1995 in einer Herzklinik gearbeitet. Als Notarzt im Rettungseinsatz tätig gewesen. Bereits hier eine koronare Herzsportgruppe geleitet.
Von Januar 1996 bis Dezember 2015 als Internist in eigener Praxis in Lohmar praktiziert.
Walter Vogt ist verheiratet. Wohnort: Bad Münstereifel.
Dr. med. Galina Jedig
1953 geboren in der Stadt Kopejsk, Südural, Russland. Studium an der Medizinischen Hochschule in Tscheljabinsk, Südural, von 1974 bis 1980. Fachrichtung: Heilwesen. Abschluss als Fachärztin für Allgemeinmedizin. Dem folgte das Praktische Jahr im Stadtkrankenhaus Kopejsk. Im Bereich Innere Medizin war sie dort rund dreizehn Jahre tätig.
Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland am 17. April 1993.
Es folgten Verwendungen als Gastassistentin und Assistenzärztin in einer Arztpraxis in Windeck.
Seit August 2007 Fachärztin für Innere und Allgemeinmedizin in einer Arztpraxis in Windeck-Herchen.